Die Albanische Riviera ist Albaniens Version des Mittelmeers. Sie liegt im Vergleich zu anderen Küstenabschnitten des europäischen Mittelmeerraumes sehr abgeschieden. Die Küste zwischen Saranda und dem Llogara-Pass ist nämlich vergleichsweise schwer zugänglich, sodass man gerade im Landesinneren schnell seine Ruhe hat. Die kleine Stadt Dhërmi liegt an der Albanischen Riviera und ist einer der wenigen Orte im Süden des Landes. Auch wenn zumindest die Strände und Küstendörfer im Sommer gut besucht sind. Als ich in der zweiten September-Hälfte nach Dhërmi komme, ist so gut wie gar nichts mehr los. Wunderbar. Genug Zeit und Platz also, um mich mit Geisterstädten, der Drogenproblematik, wunderschönen Stränden und einsamen Buchten zu beschäftigen. Und um die wunderschöne Natur zu erkunden.
Inhaltsverzeichnis
Dhërmi
Dhërmi gehört zur Gemeinde Himara. Der Ort Himara liegt etwa 15 Kilometer südlich von Dhërmi an der Albanischen Riviera. Insgesamt hat die ganze Gegend unter 10.000 Einwohner. Das Städtchen selbst ist eher ruhig. Die größere Straße von Saranda nach Vlora führt hoch über der Küste durch Dhërmi. Die Häuser gehen von hier oben bis tief nach unten zum Meer.
Als wir die steile Straße hinunter zum Strand fahren, fällt mir auf, dass die meisten Restaurants schon geschlossen sind. Unser Hotel erreichen wir am Ende der Straße, von hier sind es nur noch ein paar Meter zum Meer. Auf den Felsen über dem Sandstrand liegen ein paar Bars und Restaurants, zwei davon sind noch geöffnet.
Im Garten unseres Hotels wachsen Bananen. Vom Meer her weht ein leichter Wind. Wir haben weiterhin die kleine Katze dabei (wer mehr dazu lesen möchte, schaue auf der Seite über Berat nach). Die Hotelbesitzerin und ihr Mann erlauben uns, sie im Garten unterzubringen.
Als ich später auf der Terrasse vom Restaurant Luciano sitze und ein Bier trinke, fällt mir der herrliche Strand von Dhërmi auf. Hier lässt es sich leben. Ein paar Tage später beobachten wir von hier aus ein beeindruckendes Naturschauspiel: Über dem Meer vor der albanischen Küste bildet sich eine Windhose, die langsam auf uns zukommt.
Man erklärt uns, dass das seit einigen Jahren immer wieder passiere. Dass sich diese Windhosen aber bisher stets noch über dem Meer aufgelöst hätten und noch nie das Land erreicht hätten. Und tatsächlich, kurz bevor es unheimlich wird, verschwindet das Phänomen. Doch vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Veränderung des Klimas auch hier noch deutlicher wird und die Windhosen das Land erreichen lässt.
Praktisches Wissen zu Dhërmi
Ein Geldautomat befindet sich gleich hinter dem Restaurant Luciano an der Straße, die nach links, also in Richtung Süden am Strand entlangführt.
Einen kleinen Supermarkt kann man ganz in der Nähe davon finden. Nämlich rechter Hand, wenn man die Straße zum Meer hinunter durch Dhërmi fährt. Kurz, bevor man das Ufer erreicht.
An Restaurants lerne ich in Dhërmi leider nicht so viel kennen, da zu dieser Jahreszeit vieles schon geschlossen ist. So verbringe ich meine Abende abwechselnd in den Restaurants Luciano und Piratet. Beide haben schöne Terrassen mit Blick auf den Strand und über das Meer. Das Trinken ist wie überall in Albanien sehr günstig. Veganes Essen muss verhandelt werden. Im Piratet bin ich auch öfters zum Frühstück. Es ist auf der Terrasse wirklich toll. Auf den Tag vorbereiten und einen Kaffee trinken. So liebe ich das Leben.
Übernachten in Dhërmi
Ich schlafe im Hotel Druri Dhërmi, was mir gut gefällt. Auch unsere verletzte Katze wird freundlich aufgenommen. Schön sind die Bananenpflanzen und die Balkone mit Blick auf die Albanische Riviera. Darüber hinaus gibt es in Dhërmi zahlreiche weitere Unterkünfte, es ist kein Problem, etwas zum Schlafen zu finden.
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Die Grama-Bucht und der Weg dorthin
Die berühmte Grama-Bucht an der Albanischen Riviera wird für lange Zeit ein Geheimnis für mich sein. Während ich in Dhërmi verweile, studiere ich Landkarten, Google Maps, Blogs und Reiseführer. Auch Foren helfen mir nicht weiter. Außerdem befrage ich Leute. Leute vom Hotel, in den Bars und Reisende. Scheinbar weiß niemand so genau, wie man diese geheimnisvolle Bucht zu Fuß erreichen kann. Oder es will niemand wissen. Denn die Grama-Bucht liegt wie ich heute weiß, in einem Drogenanbaugebiet.
Doch wie bin ich überhaupt auf die Idee mit der Grama-Bucht gekommen? Unter dem Namen Grama Bay oder albanisch Gjiri i Gramës habe ich Bilder gesehen von einem wunderschönen Strand an der Küste der Albanischen Riviera. Südlich der Karaburun-Halbinsel soll sie liegen. Zu Füßen der Berge des Llogara-Nationalparks. Namen, wie aus alten Piratengeschichten. Einst war in der Bucht angeblich ein Steinbruch. Das verspricht ein Abenteuer.
Noch von Deutschland aus dachte ich, kein Problem. Man kommt ja immer überall hin, wenn man will. Doch dass es zumindest zu Fuß so schwierig ist, damit habe ich nicht gerechnet. Nach meinen Recherchen erscheint es mir am sinnvollsten, mich von einem Fischer per Boot dorthin fahren zu lassen. Doch das will ich nicht. Ich will zu Fuß da hin.
Dukat oder Dhërmi?
Die vorläufig beste Beschreibung erhalte ich schließlich von einem jungen Mann in Dhërmi. Wir verstehen uns sprachlich nicht einwandfrei. Aber die Information, die ich schließlich herausdestilliere, ist folgende: Es führt ein Weg an der Küste entlang. Von Süden nach Norden, bis zur Grama-Bucht. Einige Stunden Fußmarsch, jedoch dürfe ich diesen Weg nicht gehen. Er sei gefährlich.
Ich wundere mich. Die Berge sind hier zwar teilweise über 2.000 Meter hoch, doch sollte der Weg an der Albanischen Riviera entlang doch gut machbar sein. Man will ja nicht hoch und runter. Doch dann erfahre ich, was der wirkliche Grund für die Gefahr ist. Nicht Steine und Abgründe, sondern das organisierte Verbrechen.
Albaniens Exportschlager ist Cannabis. Und irgendwo muss es ja herkommen. Bei meinen Besuchen in Gjirokastra und Berat ist mir das Thema schon begegnet. Bei beiden Orten handelt es sich um führende Anbaugebiete. Und nun hier in Dhërmi also auch.
Mal wieder die Drogen
An den Hängen der Berge des Llogara-Nationalparks wird das berauschende Pflänzchen also auch angepflanzt. Und damit ich hier nicht dauernd munter herumspaziere, stehen in den Wäldern die Drogenbauern mit ihren Waffen. Der junge Mann empfiehlt mir, es mit einem anderen Weg zu versuchen. Nicht von Dhërmi aus. Er nennt mir den Namen eines Dorfes weiter nördlich. Von dort aus solle ich es versuchen. Von dort aus käme man in drei Stunden zur Grama-Bucht. Und so fahre ich am nächsten Tag also nach Dukat. Ohne zu wissen, ob wirklich die bewaffneten Drogenbauern die Abschreckungsmaßnahme sind oder seine Geschichte.
Doch erst auf dem Weg nach Dukat verstehe ich, dass hier auch etwas mit den Zeitangaben von drei Stunden nicht stimmen kann. Die Berge zwischen Dukat und der Albanischen Riviera sind hoch, ich müsste an einem Tag mehr als 1.200 Höhenmeter machen. Und das zweimal, wenn ich nicht in der Grama-Bucht schlafen will. Doch nun interessiert es mich erst recht. Ich fahre also in das wie ausgestorbene Dorf Dukat. Ein paar junge Männer, die an einem Auto herumschrauben, wissen nichts von einem Weg über die Berge.
Erst in einer Bar an der Straße werde ich schließlich fündig. Ein Mann sagt, ja, es gebe einen Weg. Aber der sei sehr beschwerlich. Und auf keinen Fall einfach zu finden. Ich wittere überall Drogen-Gangster und plötzlich ist es mir alles zu blöd. Morgen ist mein letzter Tag in Dhërmi und ich will jetzt zu dieser Bucht.
Von Dhërmi aus zur Grama-Bucht
Deshalb fahre ich zurück in Richtung Dhërmi, parke mein Auto an der Stelle, an der es nicht mehr weiter nach Norden geht und laufe den schmalen Trampelpfad hinter der Bunkeranlage die Albanische Riviera entlang nach Norden. Ich denke mir, wenn hier irgendwo ein bewaffneter Bauer steht, dann wird er mich schon nicht gleich erschießen. Und im schlimmsten Fall muss ich eben wieder umkehren. Der Weg ist zunächst etwas eintönig, doch dann gut. Immer knapp über dem Meer, immer weiter von Dhërmi weg nach Norden. Durch kleine Küstenwäldchen, über felsigen Abgründen entlang. Von bewaffneten Bauern weit und breit keine Spur.
Nach einer Weile wird mir klar, dass ich die Grama-Bucht heute nicht mehr erreichen werde. Ich komme zu langsam voran. Auf dem Satellitenbild habe ich jedoch eine zweite kleine Bucht etwas näher bei Dhërmi entdeckt. Nach etwa vier Stunden erreiche ich ein verlassenes Haus. Danach geht der Weg steil nach unten. Und dort entdecke ich tatsächlich eine einsame Bucht, die fast so schön aussieht, wie die Bilder von Grama Bay.
Das Wasser ist herrlich blau und klar. Eine gute Belohnung für den langen Weg. Lange verweile ich nicht, damit ich noch im Tageslicht zurück nach Dhërmi komme. Ich habe mein Ziel nicht erreicht. Dafür aber ein anderes.
Umgebung von Dhërmi
Etwas südlich von Dhërmi befindet sich der Strand von Gjipe – Gjipe Beach. Der Strand ist nur zu Fuß zu erreichen. Etwa eine halbe Stunde sollte man vom Parkplatz aus einplanen. Die Parkgebühren fordert eine Frau ein, es handelt sich jedoch nur um wenige Cent. Deshalb werde ich mir nicht überlegen, ob man mich hier über den Tisch zieht.
Ich steige den Weg zum Strand hinab. Vorbei geht es an mehreren Bunkern und bald folgen mir zahlreiche Hunde. Der Strand liegt einsam im Abendlicht, es gibt hier einen mehr oder weniger provisorischen Campingplatz und eine Art Food Truck.
Hinter dem Strand führt eine Schlucht in die Hügel. Sie heißt Kanioni i Gjipese. Ich wandere sie ein Stückchen hinauf, dann wird es allmählich leider zu dunkel. Auf dem Rückweg trinke ich mit dem Food-Truck-Mann zwei Schnäpse, höre albanische Volksmusik, verstehe aber kein Wort.
Eine Kuriosität ganz in der Nähe von Dhërmi ist die Bucht bei Porto Palermo. Zum einen steht hier auf einer Insel in der Mitte der Bucht eine mittelalterliche Festung. Zum anderen befindet sich auf der nördlichen Seite der Bucht von Porto Palermo ein gigantischer U-Boot-Bunker. In der Zeit Enver Hoxhas waren hier riesige U-Boote der Armee stationiert. Mehr als 650 Meter tief soll der Bunker sein. Über sein Inneres ist offensichtlich wenig bekannt.
Als ich versuche, näher an die Anlage zu kommen, muss ich aufgeben. Das Gebiet von Porto Palermo ist immer noch militärisches Sperrgebiet, zig Soldaten stehen herum. Sie scheinen irgendeine Art von Übung zu machen. Schade, ein solches verlassenes Gebäude hätte sich in der Reihe meiner besuchten Lost Places gut gemacht.
Der Llogara-Pass
Zwischen dem höchsten Punkt der Gegend, dem Berg Maja e Çikës und dem Llogara-Nationalpark führt die Straße von Dhërmi nach Vlora über den 1.027 Meter hohen Llogara-Pass. Von der Straße aus hat man eine spektakuläre Aussicht über die Albanische Riviera. Fährt man über den Pass nach Norden, wundert man sich, wie plötzlich sich die Vegetation verändert. Wirkt die Albanische Riviera südlich des Llogara-Passes ausgetrocknet und karg, so befindet man sich nördlich des Passes auf einmal in einem dichten grünen Wald. Auf der Passhöhe gibt es Restaurants und Straßenverkäufer bieten Honig an.
Durch den Llogara-Nationalpark führen Wanderwege, ich höre, dass es sich lohnt. Da ich dort oben dieses Mal selbst aber nicht wandere, kann ich davon nicht berichten. Vielleicht ein anderes Mal.
Die Karaburun-Halbinsel
Die Karaburun-Halbinsel ist eins der Dinge, die ich noch intensiver betrachten will. Da sich am Zugang zur Halbinsel westlich der Stadt Orikum eine Marinebasis befindet, ist der Zugang nicht ohne weiteres möglich. Ich will es trotzdem versuchen. Also fahre ich bis zum Eingang der Militärbasis und steige aus. Auf der anderen Seite des Tores kommt mir ein uniformierter Offizier entgegen. Die Torwache hält sich zurück. Freundlich werde ich begrüßt und gefragt, was ich hier wolle. Ich erkundige mich nach einer Möglichkeit, die Karaburun-Halbinsel zu betreten.
Der Offizier erklärt mir geduldig, dass das so einfach nicht möglich sei. Ich müsse den Verantwortlichen – belustigt zeigt er auf sich selbst, da er wohl gerade zufällig am Tor ist: nämlich ihn – in der Basis, offiziell um Erlaubnis fragen. Ich frage, ob ich ihn nicht einfach jetzt offiziell um Erlaubnis fragen könne? Das verneint er. Hier befänden wir uns gerade in einem informellen Gespräch. Ich müsse der Torwache mein Anliegen vortragen, die mich dann zu ihm führen könne, wo ich meinen offiziellen Antrag stellen könne. Wir lachen beide. Er meint, dass es für heute aber ohnehin zu spät wäre, denn die Genehmigung würde dann schließlich von den Behörden ausgestellt und das könne vier Wochen dauern.
Und ich denke das dritte Mal schade. Denn die Natur auf der Karaburun-Halbinsel soll dank der militärischen Nutzung nahezu unberührt sein. Ich muss hier unbedingt wieder mal herkommen. Und dann will ich auch die vor der Karaburun-Halbinsel liegende Insel Sazan besuchen. Dort soll es eine verlassene Militärbasis geben, die man besichtigen kann. Wahnsinn. Albanien hat so viele abenteuerliche Schätze auf Lager. Nicht nur hier in der Gegend von Dhërmi.
Die Landschaft der Albanischen Riviera
Die Albanische Riviera gehört vielleicht zu den schönsten Küstenabschnitten des Mittelmeers. Mir gefällt besonders gut, dass hier nicht so viel los ist. Gut, an den Stränden und den Küstendörfen dürfte das im Hochsommer anders sein. Aber jetzt, im September und Oktober ist die Gegend zwischen Ksamil und Dhërmi ziemlich verlassen. Die Küste ist nahezu unverbaut. Große Hotels oder Ferienanlagen gibt es hier so gut wie gar nicht. Super. Eine weitere Station meiner Reise ist das Dorf Qeparo etwa 20 Kilometer südlich von Dhërmi.
Qeparo und Umgebung
In Qeparo selbst ist nicht besonders viel zu tun, das macht es hier so gemütlich. Der Ausblick von meiner Terrasse ist toll. Vor mir liegt direkt das Meer und die griechische Insel Korfu. Von meinem Haus führt eine Treppe direkt hinunter zum Wasser. Und das ist hier klar und ruhig, ich liebe es. Wenn ich schwimme, bin ich weit und breit der einzige. Oben im Dorf gibt es eine Bar, einen kleinen Laden und weiter unten, an der Strandpromenade, ein paar Restaurants. Die Straße durch Qeparo ist die SH8, die entlang der Albanischen Riviera führt. Sie ist hier nicht besonders stark befahren.
Übernachten in Qeparo
Was heraussticht, ist das Haus, in dem ich hier in Qeparo wohne. Die Villa Lori ist so toll an der Albanischen Riviera gelegen, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskomme. Ein riesiger Wohnraum, ein schönes Badezimmer, zwei Schlafzimmer. Und das beste: die große Terrasse und der Privatbadeplatz. Wirklich toll. Ideal für uns, die wir in dieser Zeit zu viert unterwegs sind.
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Folgt man der Straße in Richtung Saranda etwa drei Kilometer, erreicht man ein weites Tal. Entlang des Flusslaufes kann man hier wunderbar wandern und die Landschaft der Albanischen Riviera im Landesinnern erforschen. Hier in der Nähe startet auch die Straße in die Berge. Sie führt zum Dorf Kuç. Leider ist sie mit meinem Auto nicht befahrbar. Big problem. Opel, big problem, sagt mein Vermieter nur und schüttelt den Kopf.
Die Geisterstädte
In den Bergen der Albanischen Riviera liegen mehrere Geisterstädte. Auch im alten Dorfkern von Qeparo leben nur noch wenige Menschen. Während das moderne Qeparo direkt an der Albanischen Riviera liegt, befindet sich das alte Qeparo auf knapp 300 Meter Höhe über dem Meer. Ich entschließe mich, die Geisterstadt zu besuchen und mache mich zu Fuß auf den Weg. Die Straße führt hinter dem modernen Qeparo steil hinauf. Schon nach wenigen Metern ist es vollkommen still.
Der Weg ist weiter, als ich dachte und es wird langsam dunkel. Hoffentlich reicht mir die Zeit. In solchen Momenten werde ich immer etwas ängstlich.
Nach ein paar Windungen der Straße verschwindet die Albanische Raviera hinter mir. Und vor mir taucht die Geisterstadt des alten Qeparo auf dem Berg auf. Nach einer Weile bin ich nahe genug an den Häusern, um vereinzelt Lichter zu erkennen. Doch die meisten der Fensterhöhlen sind schwarz. Irgendwo bellen Hunde.
Ich bin ein Eindringling
Und dann kommen mir auf einmal Kinder entgegen. Sieben oder acht. Sie kommen auf mich zu und wollen Geld. Damit habe ich hier oben nicht gerechnet. Ihr Ton fühlt sich aggressiv an. Aber das mag ich mir auch einbilden. Und was will ich überhaupt? Komme hier hoch aus Sensationslust an Geisterstädten. Ich versuche zu erklären, dass ich ihnen kein Geld geben werde. Die Situation ist unheimlich und mir unbequem, denn ich kann sie nicht einschätzen. An einem Auto lehnen ein paar junge Männer und beobachten uns.
Ich gehe weiter, betrete das Labyrinth der verlassenen Häuser. Das alte Qeparo liegt eindrucksvoll auf dem Berg und war bestimmt einmal ein schöner freundlicher Ort. Ist es vielleicht auch heute noch. Sich von der Angst antreiben zu lassen, ist niemals gut. Meine Wahrnehmung ist vermutlich beeinflusst. Die Angst letztendlich unbegründet.
Ich wandere zwischen den Ruinen herum. Irgendwo schreit ein Mann. Aus dem Dunkel erscheint plötzlich ein Frau vor mir, die freundlich auf mich einredet. Wieder verstehe ich nichts. Sie lächelt und geht weiter. Ich fühle mich wie ein Eindringling und beschließe, den Rückweg ans Meer anzutreten. Es ist ohnehin fast nichts mehr zu sehen.
Himaras Geisterstadt
Auch der alte Ortskern von Himara ist eine Geisterstadt. Der Zugang ist etwas besser ausgebaut. Die Aussicht von dort oben wirklich schön. Das Meer der Albanischen Riviera flimmert. Auch von hier aus ist die griechische Insel Korfu zu sehen. Und zwischen den Häusern der Geisterstadt von Himara findet man wunderbar etwas Ruhe.
Saranda
Saranda ist mit knapp 18.000 Einwohnern die größte Siedlung an der Albanischen Riviera. Sie ist außerdem der südlichste Punkt der Albanischen Riviera. Die griechische Insel Korfu liegt hier direkt vor der Küste Albaniens. Im Hafen von Saranda legen mehrmals täglich Schiffe und Fähren an, die zwischen Korfu und Albanien verkehren.
Hoch über Saranda thront die Festung Kalaja e Lëkurësit. Die Fahrt hier hoch lohnt sich. Denn von der Festung aus hat man eine großartige Aussicht auf Korfu, die Albanische Riviera, das Hinterland und die Hügel im Süden. Dort liegen der Butrintsee und der Butrint-Nationalpark.
Auch hier oben befinden sich wie so oft in Albanien ein paar einsame verlassene Bunker.
Ksamil
Von Saranda aus fahre ich noch nach Ksamil. Ksamil liegt ganz im Süden Albaniens und ist von Saranda eine gute halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Ich möchte mich an den Strand setzen und der Sonne beim Untergehen zuschauen. Viel gibt es in dem Badeort mit knapp 3.000 Einwohnern ohnehin nicht zu tun. Aber die Stimmung auf der Terrasse an der Bucht ist herrlich. Ein paar Inseln liegen im Meer der Albanischen Riviera vor Ksamil. Es fühlt sich an, als befände ich mich an einem tropischen Strand. Leise plätschern die Wellen gegen den Rumpf eines Bootes, das hier vor Anker liegt.
Dann fahre ich zurück nach Norden. Nächtliches Autofahren ist in Albanien ein ganz eigenes Abenteuer. Fußgänger, Tiere und unbeleuchtete Fahrzeuge machen jede Kurve zu einer Herausforderung. Zum Glück werde ich bei meiner Ankunft mit einem prächtigen Gewitter belohnt.
Literaturtipps
Literatur ist stets gut, um sich noch tiefer mit Dhërmi und der Albanischen Riviera zu beschäftigen. Im Folgenden ein paar Tipps.
Albanien-Reiseführer
Wie bereits in anderen Artikeln erwähnt, war ich glücklich mit dem folgenden Reiseführer: Albanien vom Trescher Verlag.
Und hier findest du den besten Reiseführer für Albanien.
- Reiseführer Albanien: Mit Tirana, Berat, Gjirokastra, Riviera und...
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Ebenfalls gut ist der folgende Reiseführer für Albanien: Reise Know-How Albanien.
Hier findest du den zweiten guten Reiseführer für Albanien.
- Gutzweiler, Meike (Author)
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Romane mit Bezug zu Gjirokastra
Auch an dieser Stelle kann ich nochmal auf den Roman Chronik in Stein von Ismail Kadare hinweisen, der intensiv von der Stimmung in Gjirokastra und Albanien während der Besatzung im zweiten Weltkrieg erzählt. Weitere Bücher von Ismail Kadare spielen ebenso in Albanien und behandeln Geschichte und Traditionen der Gegend.
Hier findest du die Chronik in Stein von Ismail Kadare. Ein wirklich guter Weg, um die Kultur Albaniens und speziell die von Gjirokastra noch besser kennenzulernen.
- Kadare, Ismail (Author)
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Webseiten
Bei bodensee-overlander.de gibt es eine kleine Sammlung interessanter Fotos aus Albanien.
Weitere Informationen
Mehr über alle Länder, die am Mittelmeer liegen, kannst du auf der Seite über die Mittelmeerländer finden.