Joan Baez

1941 – heute

Voraussichtliche Lesedauer: 12 Minuten

Joan Baez ist eine berühmte Musikerin aus den USA. Sie gilt als eine der wichtigsten Vertreterinnen der Folk-Musik. Ihr musikalisches Schaffen steht in enger Verbindung zu ihrem politischen Aktivismus. Sie zählt zu den bekanntesten Personen der Pazifismus- und der Bürgerrechtsbewegung. Im Jahre 1969 war Joan Baez die Headlinerin (also die wichtigste Künstlerin) der ersten Nacht des legendären Woodstock-Festivals. Mit über 30 Alben und mehr als vier Millionen weltweit verkauften Tonträgern blickt sie auf eine beeindruckende Karriere zurück.

Biografie: Joan Baez‘ Leben

Am 9. Januar 1941 kam Joan Baez zur Welt. Ihr Geburtsort ist Staten Island, eine Insel, die südwestlich vor dem berühmten Stadtteil Manhattan von New York City liegt. Wie Manhattan ist auch Staten Island einer der fünf Stadtbezirke von New York City. Ihr Vater war Albert Baez, ein Physiker, der selbst noch in Mexiko geboren wurde, aber schon als Kind mit seiner Familie in die USA zog.

Die Mutter von Joan Baez stammte ursprünglich aus dem schottischen Edinburgh. Ihr Name war ebenfalls Joan Chandos. Außer Joan hatte die Familie noch zwei weitere Kinder: Pauline Thalia, die 1938 geboren wurde. Und Margarita Mimi, die 1945 geboren wurde. Joan Baez war also die mittlere der drei Schwestern.

Zuhause in der Welt

In den 1940er-Jahren nahm die Familie Baez den Glauben der Qäker an. Das Quäkertum ist eine religiöse Gemeinschaft, die ihre Wurzeln im christlichen Glauben hat. Die Weltanschauung der Familie Baez hatte zu dieser Zeit schon engen Kontakt zum Pazifismus, der sich auch später immer wieder in dem politsichen Aktivismus der Sängerin widerspiegelte.

Sie machte außerdem am eigenen Leib Erfahrungen mit rassistischer Diskriminierung und Anfeindungen. Der Grund dafür waren ihre teilweise mexikanische Abstammung und ihre dunklere Hautfarbe.

In der Zeit des Kalten Kriegs, als Physiker häufig lukrative Jobs in der Rüstungsindustrie bekamen, entschied sich ihr Vater gegen solche Beschäftigungen. Er arbeitete stattdessen im Bildungswesen. Diese Entscheidung war sicherlich auch prägend für seine Tochter und deren späteren Aktivismus.

Weil Joan Baez‘ Vater auch für die UNESCO arbeitete, wechselte ihre Familie während ihrer Kindheit und Jugend einige Male den Wohnort. Und zwar nicht nur innerhalb der USA, sondern auch nach Frankreich, England, Irak, Spanien, Kanada und in die Schweiz.

Heute lebt Baez in Woodside. Woodside ist eine kleine Stadt mit rund 5.000 Einwohnern. Sie liegt etwa 50 Kilometer südlich von San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien. Aus dem Musikgeschäft hat sich Baez weitgehend zurückgezogen. Stattdessen arbeitet sie als Malerin und führt ein vergleichsweise ruhiges Leben.

Erfolg als Musikerin

Heutzutage ist Joan Baez eine weltbekannte Musikerin. Ihr wesentliches musikalisches Merkmal ist ihre klare Sopranstimme. Sie arbeitet also musikalisch hauptsächlich als Sängerin. Daneben spielt sie vor allem Gitarre.

Baez‘ Karriere als Musikerin begann, als sie etwa 18 Jahre alt war. Das war Ende der 1950er-Jahre. Zu dieser Zeit lebte sie mit ihrer Familie in Boston im Bundesstaat Massachusetts. Denn ihr Vater hatte eine Stelle am MIT bekommen. Das MIT ist eine weltberühmte Technische Hochschule.

Im Jahre 1958 gab sie im Club 47 in Cambridge (das zur Metropolregion von Boston gehört) ihr erstes Konzert. Im Publikum befanden sich außer ihrer Familie und ein paar Freunden nicht viele Leute. Das sollte sich mit den folgenden Konzerten allerdings schnell ändern.

Denn bereits in den Jahren 1959 und 1960 gelang ihr unter anderem mit einem Auftritt beim Newport Folk Festival und mit einem Konzert in New York der Durchbruch. Es folgten Plattenverträge mit Vanguard Records, A&M Records und CBS Records. Ihr Auftritt als Headlinerin beim Woodstock-Festival im Jahre 1969 ist legendär.

Sie wurde zu einer der wichtigsten Galeonsfiguren des Folk Music Revival und der 68er-Generation. Ihre Attraktivität und ihr aktives politisches Engagement unterstützen ihre Wirkung.

Im Jahre 1985 trat sie beim legendären Wohltätigkeitskonzert Live Aid auf, bei dem übrigens auch Freddie Mercury und Queen mit dabei waren.

Am 2. August 2009 spielte Joan Baez wieder auf dem Newport Folk Festival, wo ihre außergewöhnliche Karriere sozusagen begonnen hatte.

Ende der Karriere

Joan Baez blickt auf eine jahrzehntelange und sehr produktive musikalische Karriere zurück. Zahlreiche Auftritte – auch auf großen Bühnen und vor großem Publikum – machen sie unvergesslich.Sie hat über 30 Alben veröffentlicht. Ihr musikalisches Wirken war stets eng verbunden mit ihrem politischen Engagement für Frieden und Menschenrechte. Und so kann sie als eine der großen Figuren des 20. Jahrhunderts betrachtet werden, die unsere Welt ein Stückchen besser gemacht haben. Auch wenn sie sich aus der Welt des Musikgeschäfts mehr oder weniger zurückgezogen hat, wird ihre Stimme bestimmt noch das eine oder andere Mal zu vernehmen sein.

Am 28. Juli 2019 hat Baez ihre letzte Tour beendet. Und zwar mit einem Konzert im Teatro Real in der spanischen Hauptstadt Madrid. Sie sagte selbst, dass sie sich nicht sicher sei, ob es wirklich das allerletzte Konzert sein wird – aber zumindest ihre letzte Tour.

Ein Interview auf Englisch über das Ende ihrer Karriere findest du beim RollingStone unter dem folgenden Link: www.rollingstone.com/music/music-features/joan-baez-interview-farewell-tour-rolling-thunder-trump-828142/

Wichtige Beziehungen

Eine der wichtigsten und berühmtesten Liebesbeziehungen von Baez war die zum Superstar Bob Dylan. Sie lernte ihn 1961 kennen und war bis 1965 mit ihm zusammen. Die beiden beeinflussten sich gegenseitig kreativ. Später (1967) veröffentlichte die Sängerin ein Album mit Liedern von Bob Dylan, die sie singt. Auch nach ihrer Trennung haben die beiden noch zusammen gearbeitet.

Von 1968 bis 1973 war Baez mit David Harris verheiratet. Harris war ein US-amerikanischer Journalist, der wie Baez in der Bürgerrechtsbewegung sehr aktiv war. Er war außerdem der Gründer der Resistance, einer Bewegung gegen die Wehrpflicht. Im Februar 2023 verstarb er in Kalifornien. Zusammen mit David Harris hat Baez einen Sohn, der im Dezember 1969 geboren wurde. Er ist schon zusammen mit seiner Mutter aufgetreten und hat Musik gemacht.

In den frühen 1980er-Jahren war Joan Baez eine Zeit lang mit Steve Jobs zusammen, dem legendären Gründer und Chef von Apple. Beide wohnten zu dieser Zeit in Woodside in Kalifornien. Die Sängerin ist 14 Jahre älter als der Apple-Gründer. Manche Quellen sagen, die beiden wollten eventuell sogar heiraten, hätten aber unterschiedliche Kinderwünsche gehabt.

Wichtigste Musik von Joan Baez

Das berühmteste Album von Joan Baez ist Diamonds & Rust aus dem Jahre 1975. Das Album enthält sowohl Lieder, die Baez selbst geschrieben hat als auch welche von Bob Dylan und weiteren Musikern. Diamonds & Rust war das sechste Studioalbum von Baez.

Ein weiteres sehr bekanntes Lied von Baez ist The Night They Drove Old Dixie Down. Es ist die Cover-Version eines Songs der US-amerikanischen Rockband The Band. Mit dem Lied erreichte Joan Baez die beste Charts-Platzierung ihrer Karriere.

Politischer Aktivismus

Schon früh in ihrer Karriere entschied sich Joan Baez dazu, politisch zu sein. Unter anderem trat sie nicht auf Veranstaltungen auf, bei denen es Rassentrennung gab. Solche Veranstaltungen waren damals in den USA durchaus noch üblich. Das hatte zur Folge, dass sie oft vor ausschließlich schwarzem Publikum spielte.

Im weiteren Verlauf ihres Lebens setzte sich Baez stets für Menschenrechte und Pazifismus ein. Sie war immer Musikerin und Aktivistin zugleich. Dadurch hat sie viele Menschen überall auf der Welt bewegt.

Bürgerrechte

Baez war eine Freundin des berühmten Bürgerrechtlers Martin Luther King. Die Bürgerrechtsbewegung war insbesondere zu Beginn ihrer Karriere ein zentrales Element ihres Schaffens. Mit Martin Luther King führte sie viele Demonstrationen durch. Ihre Freundschaft hielt bis zur Ermordung Kings im Jahre 1986.

Später kam zu ihrem Engagement im Bereich der Bürgerrechte auch das damit eng verbundene Engagement für die Rechte von homosexuellen Menschen und anderen sexuellen Orientierungen hinzu. Zum Besipiel trat sie 1990 beim Pride March in San Francisco auf.

Vietnamkrieg

Im Vietnamkrieg, der in den Jahren von 1955 bis 1975 vor allem von den USA und Südvietnam auf der einen Seite und Nordvietnam auf der anderen Seite geführt wurde, war Joan Baez eine starke Stimme für den Frieden und gegen den Krieg. Sie nahm an vielen Demonstrationen gegen den Krieg teil. Außerdem entschied sie sich dafür, zumindest teilweise keine Steuern mehr zu bezahlen, um so den Krieg nicht zu finanzieren.

Im Jahre 1972 reiste sie sogar nach Nordvietnam. Als Teilnehmerinn einer Friedensdelegation war ihr Ziel, auf die Menschenrechte aufmerksam zu machen.

Der Mann, mit dem Baez zu dieser Zeit verheiratet war (David Harris), war ein führender Kopf in der Bewegung gegen die Wehrpflicht. Weil er vor diesem Hintergrund seiner Einberufung nicht Folge leistete, verbrachte er fast zwei Jahre im Gefängnis.

Irakkrieg

Als die USA im Jahre 2003 gegen den Irak Krieg führten, äußerte sich Joan Baez deutlich gegen den Krieg. Zum Beispiel nahm sie an einigen Demonstrationen gegen den Irakkrieg teil.

Unterstützung für Obama

Bei der Präsidentschaftswahl 2008 in den USA unterstützte Baez öffentlich den späteren Präsidenten Barack Obama und damit die Demokraten. Das war Neuland für sie, denn zuvor hatte sie nie einen Kanditaten aus einer politischen Partei unterstützt.

Am 10. Februar 2010 hatte sie einen Auftritt im Weißen Haus, dem Regierungssitz des US-Präsidenten.

Ukraine-Krieg

Vor dem Hintergrund des Angriffs auf die Ukraine durch Russland im Jahre 2022, der bis heute andauert, hat sich Joan Baez etwas differenzierter in Hinsicht auf ihren Pazifismus geäußert. Sie hat angesichts der Aggression offenbar deutlich Partei für die angegriffene Ukraine ergriffen.

So hat sie 2022 ein Proträt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gemalt. Drucke des Gemäldes sollten verkauft und der Erlös für die Ukraine gespendet werden.

Mehr darüber und wie das Bild aussieht, kannst du unter dem folgenden Link beim monopol-magazin finden: www.monopol-magazin.de/joan-baez-selenskyj-portraet-friedensaktivistin-malt-kriegspraesidenten

Künstlerisches Schaffen abseits der Musik

Seit 2001 hatte Baez verschiedene Programme im Bereich Zirkus, Comedy und auch musikalisch am Teatro ZinZanni in San Francisco. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Zirkus-Dinner-Theater.

Seit sie sich aus dem Musikgeschäft etwas zurückgezogen hat, widmet sich Joan Baez der Malerei. Und zwar insbesondere der Porträt-Malerei.

Lebenslauf und Überblick

Literatur zu Joan Baez

Der Musikwissenschaftler und Autor Jens Rosteck hat eine Biografie über Joan Baez geschrieben, die 2017 veröffentlicht wurde. Das Buch heißt Joan Baez – Portrait einer Unbeugsamen.

Ein sehr interessantes Interview mit dem Autor über das Leben von Baez findest du beim Deutschlandfunk unter dem folgenden Link: www.deutschlandfunk.de/joan-baez-singen-als-pazifistische-waffe-100.html

Das Buch über Baez erschien beim Osburg Verlag. Du findest es dort unter dem folgenden Link: www.osburg-verlag.de/texte/seite.php?id=463855

Häufig gestellte Fragen zu Joan Baez

Zeitgenossen

Zeitgenossen von Joan Baez sind unter anderem die folgenden berühmten Personen:

• Reinhold Messner
• Tim Cook