Die Oberbaumbrücke ist eine der auffälligsten Brücken in Berlin. Vielleicht ist sie für manche auch die schönste Brücke von Berlin. Denn sie sieht aus, als wäre sie eine Ritterburg aus dem Mittelalter. Sie führt über die Spree und verbindet Friedrichshain mit Kreuzberg. Und häufig herrschen auf der Oberbaumbrücke außergewöhnliche Zustände. Besonders, wenn man am Wochenende nachts durch die Bögen der Oberbaumbrücke wandert, muss man sich doch wundern, was für eine sonderbare Art wir Menschen doch sind.
Inhaltsverzeichnis
Kurz-Überblick
Die wichtigsten Infos zur Oberbaumbrücke kurz zusammengefasst.
- Brücke über die Spree in Berlin
- Die Spree ist einer der größten Flüsse von Deutschland
- Verbindet Friedrichshain und Kreuzberg
- Ausgefallene Architektur: Die Brücke sieht aus wie eine Burg der Mark Brandenburg
- Ehemaliger Grenzübergang zwischen BRD und DDR
- Wichtige Verkehrsverbindung für Straßenverkehr und U-Bahn
- Liegt mitten im Party-Gebiet von Berlin
Was ist die Oberbaumbrücke
Die Oberbaumbrücke ist eine der rund 50 Brücken, die im Bereich Berlin, zwischen Dämeritzsee und Havel, über die Spree führen. Sie existiert seit 1894 und verbindet die Stadtteile Friedrichshain und Kreuzberg miteinander. Seit 2001 gibt es den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Da die Oberbaumbrücke so auffällig und symbolträchtig zwischen den beiden Stadtteilen steht, hat sie es auch ins Wappen des neuen Bezirks geschafft.
Über die Oberbaumbrücke führt die U-Bahnlinie 1, die zwischen den U-Bahnhöfen Warschauer Straße in Friedrichshain und Uhlandstraße in Charlottenburg verkehrt. Teile der U1 sind übrigens Bestandteil des ältesten U-Bahnnetzes von Berlin. Ebenfalls führt eine vierspurige Straße über die Brücke. Die aus Friedrichshain kommende Warschauer Straße geht auf der Brücke in die Oberbaumstraße über, die dann wiederum zur Skalitzer Straße durch Kreuzberg wird. Laut der Berliner Zeitung fuhren Mitte der 90er-Jahre täglich etwa 60.000 Fahrzeuge über die Brücke. Außerdem überqueren täglich fast 10.000 Fahrradfahrer die Spree auf der Oberbaumbrücke.
Der Name Oberbaumbrücke kommt von der historischen Bedeutung der Stelle, an der die Brücke heute steht. An der Spree haben die Behörden hier früher von den vorbeifahrenden Schiffen Zoll verlangt. Nachts wurde an dieser Stelle mit einem Baum genannten Konstrukt das Durchkommen der Schiffe verhindert. Warum aber das Ober? Ganz einfach, weil es auf der anderen Seite von Berlin im Westen eine zweite solche Stelle gab: den Unterbaum.
Konstruktion
Die Oberbaumbrücke ist 150 Meter lang und 28 Meter breit. Ihre lichte Höhe, das heißt von der Wasseroberfläche der Spree bis zur unteren Brückenkante, beträgt viereinhalb Meter. Ihre Konstruktionshöhe, also die Dicke der Fahrbahn etc., beträgt etwas mehr als einen Meter. Die beiden Türme erreichen eine Höhe von mehr als 30 Metern.
Im zweiten Weltkrieg wurde die Brücke teilweise zerstört, später wieder aufgebaut. Die beiden Türme der Brücke sind einer mittelalterlichen Stadtmauer nachempfunden. In Form einer farbigen Anzeige spielen permanent die Stadtteile Friedrichshain und Kreuzberg gegeneinander Schere, Stein, Papier.
Auf der östlichen Seite geht der Fußweg durch einen überdachten Bogengang sozusagen unter den beiden Türmen hindurch. Hingegen auf der westlichen Seite ist der Fußweg nicht überdacht, von dort aus hat man einen tollen Blick auf die Stadtlandschaft von Berlin.
Schatten der Nacht
Inzwischen macht es mir eigentlich keinen Spaß mehr, die Oberbaumbrücke zu überqueren. Besonders in den Nächten an den Wochenenden herrschen hier scheußliche Zustände. Lange dachte ich mir, das ist Berlin, das ist der Hauch der weiten Welt. Heute denke ich mir, was soll der Mist? Betritt man den Bogengang, ist an manchen Tagen das Atmen fast nicht mehr möglich vor dem ekelhaften Uringeruch, der dickflüssig in der Luft hängt. Die Nischen in Richtung Osten werden gerne und häufig als Toilette benutzt. Es dürfte inzwischen bekannt sein, dass die Gegend zwischen Friedrichshain und Kreuzberg von Party-Touristen und Berlinern auf der Suche nach Spaß und Rausch belagert wird.
Die ballermannartigen Zustände, die das neuerdings angenommen hat, haben für mich nichts Interessantes mehr. Die betrunkenen Horden um die U-Bahnhöfe Schlesisches Tor und Warschauer Straße und die Brücken Oberbaumbrücke und Warschauer Brücke sind leider nicht mehr fröhlich und lustig, sondern nur noch unangenehm und rücksichtslos. Manchmal fühle ich mich in meiner Wohnung hoch über der Straße, als wären die Zombies aus The Walking Dead über die Stadt hergefallen.
Auch die verschiedenen kulturellen Veranstaltungen wie die jährlich stattfindende Gemüseschlacht zwischen Friedrichshain und Kreuzberg (was bitte soll das denn?!) und die ebenfalls jährlich stattfindende Open Air Gallery (Webseite: openairgallery.berlin) versöhnen mich nicht mit der Brücke. Die zahlreichen Straßenmusiker, die tagsüber und nachts auf der Oberbaumbrücke spielen, erzeugen in mir nur noch den Gedanken Wie könnt ihr nur in diesem Schmutz herumstehen. Vielleicht bin ich alt und gemütlich geworden. Jedenfalls ärgern mich die Achtlosigkeit und Verschmutzung der Umgebung der Oberbaumbrücke, die ich ja doch als mein Zuhause betrachte.
Die Umgebung der Oberbaumbrücke
Doch es gibt nicht nur Schatten hier am Spreeufer in Friedrichshain. Östlich der Oberbaumbrücke befindet sich der alte Osthafen von Berlin. Er ist einer meiner Lieblingsplätze in der Stadt. Auf dem alten Hafengelände befinden sich heute Medienkonzerne und die Modebranche. Und zwischen dem noch übrig gebliebenen Hafenkran und den zugewachsenen Gleisen sitze ich gerne in der Sonne und beobachte die vielen Schiffe und Boote und das gegenüberliegende Ufer. Und was hier besonders toll ist: Es scheinen noch nicht so viele Menschen den Platz für sich entdeckt zu haben.
Auch kann ich der Oberbaumbrücke von hier aus gesehen dann doch etwas Schönes abgewinnen. Aus dieser Entfernung rieche ich ihren Gestank nicht mehr und kann mich nur noch über die netten Türmchen freuen.
Wenn man von der Oberbaumbrücke ein Stückchen die Warschauer Straße in Richtung Friedrichshain entlang geht, erreicht man nach ungefähr fünfminütigem Fußweg die Warschauer Brücke. Sie führt über die Bahngleise und von ihrer Westseite aus hat man nochmal einen großartigen Blick auf die Skyline von Berlin, wenn man das bei der deutschen Hauptstadt überhaupt so nennen will.
Wenn du noch mehr über Berlin und die Umgebung von Berlin erfahren möchtest, dann ist vielleicht der Bericht aus der Bunkerstadt Wünsdorf interessant für dich.
Und die besten Berlin-Reiseführer für Einheimische und Reisende findest du auf der Seite zu den besten Reiseführern über Berlin.