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Thomas Brasch

1945 – 2001

Voraussichtliche Lesedauer: 10 Minuten

Thomas Brasch ist eine unvergessliche Legende unter den deutschen Schriftstellern. Er lebte zunächst in der DDR und wanderte 1976 nach Westberlin aus. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller arbeitete er auch als Dichter, Drehbuchautor und Regisseur. Immer wieder kam er mit den Autoritäten der DDR-Diktatur in Konflikt. Und das, obwohl sein Vater ein wichtiger Funktionär im politischen System der DDR war. Die Auflehnung gegen die Autorität ist ein Kennzeichen von Thomas Braschs Werken.

Steckbrief Thomas Brasch

  • Hat gelebt von: 19. Februar 1945 bis 3. November 2001 (56 Jahre)
  • Nationalität: deutsch
  • Beruf: Schriftsteller, Regisseur, Dichter
  • Berühmt für: Widerstand gegen die DDR-Diktatur, einzigartige sprachliche Begabung
  • Hat nicht so gut geklappt: früher Tod im Alter von nur 56 Jahren, Alkohol- und Drogenmissbrauch
  • Spezialfähigkeiten: Thomas Brasch hat ein mehr als 10.000 Seiten langes Manuskript für einen Roman geschrieben, der aber nie vollendet wurde
  • Trivia: Thomas Braschs Kritik an der DDR-Diktatur ist sehr reflektiert. Weiter unten geben wir mehrere Beispiele für Filmaufnahmen, anhand derer man das gut nachvollziehen kann.

Biografie: Thomas Braschs Leben

Am 19. Februar 1945 wird Thomas Brasch in Westow geboren. Westow ist ein Dorf im englischen North Yorkshire. Seine Eltern hielten sich zu dieser Zeit in Großbritannien auf, weil sie vor den Nazis aus Deutschland geflohen waren.

Familie

Sein Vater war Horst Brasch, der aktives Mitglied in der Kommunistischen Partei war und nach dem zweiten Weltkrieg in die sowjetische Besatzungszone zurück nach Deutschland kehrte. Dort und später in der DDR machte er eine politische Karriere, schließlich war er lange Zeit Abgeordneter in der SED. Seine Karriere wurde allerdings 1968 gebremst, als nämlich Thomas Brasch in Konflikt mit den Autoritäten des diktatorischen Regimes kam.

Thomas Brasch hatte drei jüngere Geschwister. Die Schriftstellerin und Journalistin Marion Brasch, die auch heute noch lebt, ist seine Schwester. Seine beiden inzwischen leider verstorbenen Brüder waren der Schauspieler Klaus Brasch und der Schriftsteller Peter Brasch. Beide Brüder von Thomas Brasch starben jung an einer Vergiftung durch Alkohol und Medikamente – allerdings unabhängig voneinander.

Kindheit

Thomas Braschs erstes Gedicht wurde bereits in seiner Kindheit durch seine Mutter Gerda in einer Zeitung veröffentlicht. Außerdem musste er in seiner Kindheit (von 1956 – 1969) eine sogenannte Kadettenschule der Nationalen Volksarmee besuchen. In solchen Schulen wurden Kinder bereits auf den Militärdienst vorbereitet. Schon dort spürte der junge Brasch aber, dass er mit den Autoritäten nichts anfangen konnte.

So flog er Mitte der 1960er Jahre auch von der Universität von Leipzig, weil er sich mit Dozenten anlegte, die ihm zu angepasst waren. Er hatte dort Journalistik studiert.

Später versuchte er sein Glück mit einem weiteren Studium, nämlich dem der Dramaturgie in Potsdam Babelsberg. Dieses schloss er im Jahr 1968 ab. Zuvor war bereits eines seiner Werke (Seht auf dieses Land) verboten worden, das eigentlich an der Volksbühne, einem wichtigen Berliner Theater, aufgeführt werden sollte. Über die Zensur in der DDR war Thomas Brasch zu diesem Zeitpunkt zunehmend verärgert.

Haft und Ausreise

Anfang des Jahres 1968 kam Braschs einziger Sohn zur Welt. Nachdem er ebenfalls im Jahr 1968 Flugblätter anlässlich des Prager Frühlings verteilt hatte, wurde er zu einer Gefängnisstrafe von mehr als zwei Jahren verurteilt. Sein eigener Vater hatte ihn laut seiner Aussage an die Staatssicherheit verraten. Zum Schutz der restlichen Familie. Allerdings wurde die Strafe – vermutlich wegen der Kontakte seines Vaters – nach knapp 80 Tagen zur Bewährung ausgesetzt.

Immer wieder durfte Brasch seine Werke aufgrund der Zensur der DDR nicht veröffentlichen. Und so entschied er 1976, einen Ausreiseantrag zu stellen. Dieser wurde genehmigt und er konnte mit seiner Freundin Katharina Thalbach und deren Tochter die DDR in Richtung Westdeutschland verlassen.

Katharina Thalbach ist heute eine der berühmtesten Schauspielerinnen von Deutschland. Sie war Thomas Braschs große Liebe und sie verbrachten einige Jahre zusammen in Westberlin und hatten auch später noch Kontakt.

Ab dieser Zeit war Thomas Brasch ein bedeutender und von den Kritikern gefeierter Schriftsteller und Dichter. Er drehte außerdem einige Filme und erhielt mehrere bedeutende Auszeichnungen. Anfang der 1980er-Jahre lebte er eine Zeit lang in Zürich, der größten Stadt der Schweiz.

In den 1990er-Jahren geriet der große Schriftsteller ein wenig in Vergessenheit. Es ist davon auszugehen, dass er zu viel Alkohol und zu viele Drogen konsumierte. Sein unvollendetes Manuskript Mädchenmörder Brunke wurde zwei Jahre vor seinem Tod veröffentlicht. Allerdings nicht in der ursprünglich agedachten Version. Das Manuskript umfasste eigentlich mehr als 10.000 Seiten und war so etwas wie eine Obsession für Brasch. Die Erzählung basierte auf einem wahren Verbrechen aus dem Jahr 1905.

Das Buch fidnet man unter dem folgenden Link beim Suhrkamp-Verlag: www.suhrkamp.de/buch/thomas-brasch-maedchenmoerder-brunke-t-9783518396957

Die wichtigsten Bücher von Thomas Brasch

Seinen Durchbruch als Schriftsteller feierte Thomas Brasch mit seinem Prosawerk Vor den Vätern sterben die Söhne aus dem Jahr 1977. Ein Buch der existenziellen und politischen Revolte, wie der Klappentext sagt. Und wirklich: Die Zeilen Braschs strotzen nur so vor Kraft und Zerrissenheit. Ein unvergessliches und zeitloses Werk.

Ein weiteres wichtiges Werk von Thomas Brasch ist sein Band aus gesammelten Gedichten mit dem Titel Die nennen das Schrei, der 2013 im Suhrkamp-Verlag erschien.

Thomas Braschs Tod

Am 3. November des Jahres 2001 ist Thomas Brasch in einem Krankenhaus in Berlin gestorben. Und zwar in der Charité. Er wurde nur 56 Jahre alt. Doch sein Werk ist unsterblich.

Zuletzt erhielt der große Schriftsteller wieder vermehrte Aufmerksamkeit, als der Film Lieber Thomas im Jahr 2021 erschien. Der Film ist absolut empfehlenswert und porträtiert Brasch in einer einzigartigen Art und Weise. Ein schönes Denkmal für den Künstler.

Lebenslauf und Überblick

19. Februar 1945

Geburt

Thomas Brasch wird im britischen Westow als Sohn von Gerda und Horst Brasch geboren.

1956 – 1960

Kadettenschule

In seiner Kindheit und Jugend muss Brasch die Kadettenschule der Nationalen Volksarmee der DDR in Naumburg (Saale) besuchen.

1964 – 1965

Studium der Journalistik

Brasch studiert Journalistik in Leipzig. Er wird von der Universität exmatrikuliert, nachdem er sich in den Augen des diktatorischen Regimes der DDR respektlos verhalten hat.

1968

Brasch wird Vater

Brasch einziger Sohn kommt im März des Jahres 1968 zur Welt.

1968

Verurteilung und Haft

Wegen dem Verteilen von Flugblättern nach dem Prager Frühling wird Brasch verurteilt und verbringt knapp drei Monate im Gefängnis. Anschließend wird seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt und er muss in einem Transformatorenwerk in Berlin arbeiten, was er in seinen Texten verarbeitet.

1976

Ausbürgerung

Im Jahr 1976 stellt Brasch einen Antrag zur Ausreise aus der DDR, dem stattgegeben wird. Zusammen mit seiner langjährigen Partnerin, der berühmten deutschen Schauspielerin Katharina Thalbach, zieht er nach Westberlin.

1977

Durchbruch

Mit seinem Prosawerk Vor den Vätern sterben die Söhne gelingt Brasch 1976 der Durchbruch. Er wird von Kritikern gefeiert. Es folgen seine erfolgreichsten Jahre als Schriftsteller, Dichter, Regisseur und Drehbuchautor.

3. November 2001

Tod

Am 3. November 2001 stirbt Thomas Brasch in der Berliner Charité.

28. November 2021

Erinnerungen

Anlässlich seines 20. Todestags veranstalten unter anderem Katharina Thalbach und Braschs Schwester Marion eine Aufführung im Berliner Babylon.

Filme über Thomas Brasch

Der wichtigste Film über das Leben von Thomas Brasch ist Lieber Thomas aus dem Jahr 2021. Regie führte Andreas Kleinert und das Drehbuch stammt von Thomas Wendrich. Im Film wird Brasch von Albert Schuch dargestellt, dem neuen Stern am Himmel der deutschen Schauspieler. Er wurde in den letzten Jahren zum Beispiel für seine Rolle des Adam Pohl in Bad Banks (2018 – 2020) und seine Rolle des Reinhold in Berlin Alexanderplatz (2020).

Es ist eine wahre Freude, ihn als Thomas Brasch zu erleben. Und er bringt die Kraft und die innere Zerrissenheit des Schriftstellers fesselnd auf die Leinwand. Der Film verwendet viele Originaltexte Braschs, sodass man ein gutes Gespür für die Größe und die Wucht seiner Texte bekommen kann.

Bei YouTube findet man einige Videoaufzeichnungen von Thomas Brasch. Besonders interessant ist zum Beispiel ein Interview aus der Sendung 3nach9 aus dem Jahr 1981. Darin spricht er unter anderem über sein Verhältnis zur DDR.

Man kann das Video zum Beispiel unter dem folgenden Link finden: www.youtube.com/watch?v=Oow6defh8xI

Im Video kommt übrigens auch das berühmte Zitat von Thomas Brasch in Bezug auf seine Haltung zur DDR vor. Oft wurde wohl von ihm erwartet, dass er sich gegenüber der Diktatur kritischer äußert, was man im Westen wohl gerne gehört hätte.

„Vielleicht ist es so, wie man von einer Frau weggeht, mit der man miese, schlimme und angenehme Stunden hatte. Und man zieht zu der Frau gegenüber… ich find’s dann eigentlich ’ne sehr unsaubere Haltung, das Fenster aufzustoßen und über die Straße rüberzuschreien, ‚das ist ne Sau‘.“

Thomas Brasch

Das Zitat kommt übrigens auch in der Brasch-Biografie Lieber Thomas vor.

Ein weiteres interessantes Video ist der Film Annäherung an Thomas Brasch aus dem Jahr 1977, das ein sehr persönliches Porträt zeichnet. Man findet das Video zum Beispiel unter dem folgenden Link: www.youtube.com/watch?v=vuojSE2e_cA

Weitere Kunst mit Bezug zu Thomas Brasch

Auch im Bereich der Musik gibt es Werke mit Bezug zu Thomas Brasch. 2021 erschien das Album Woanders der Musikerin Masha Qrella aus Berlin. Darin verwendet sie Texte aus lyrischen Arbeiten Braschs. Wir finden, die Stimmung von Qrellas Musik passt hervorragend zu Braschs Texten und das Album ist ein guter Tipp für alle, die sich mit dem Werk von Thomas Brasch beschäftigen möchten.

Unter anderem haben auch der Suhrkamp-Verlag (bei dem Brasch veröffentlicht wurde) und die Schwester des Schriftstellers, nämlich Marion Brasch, das Album unterstützt.

Häufig gestellte Fragen zu Thomas Brasch

Wann hat Thomas Brasch gelebt?

Er hat vom 19. Februar 1945 bis zum 3. November 2001 gelebt.

Was war die Ursache für Thomas Braschs Tod?

Die Ursache für seinen Tod war ein Versagen von Herz und Lunge, vermutlich als Folge von Alkohol- und Drogenmissbrauch über viele Jahre hinweg.

Hat Thomas Brasch Kinder?

Ja, er hat einen Sohn, der 1968 geboren wurde.

Wo befindet sich das Grab von Thomas Brasch?

Das Grab des Schriftstellers befindet sich in Berlin auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden im Bezirk Mitte. Sein ausgefallener Grabstein wurde vom Berliner Bildhauer Alexander Polzin gestaltet, der auch den Grabstein von George Tabori gestaltet hat.

Hat Thomas Brasch Geschwister?

Ja, er hat eine Schwester und zwei Brüder. Von seinen Geschwistern ist nur noch seine Schwester am Leben.

Zeitgenossen

Zeitgenossen von Thomas Brasch waren unter anderem die folgenden berühmten Personen: