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Alan Turing

1912 – 1954

Voraussichtliche Lesedauer: 66 Minuten

Alan Turing ist einer der wichtigsten Mathematiker aller Zeiten und ein tragischer Held. Seine Forschung und seine Ideen waren welche der wichtigsten Wegbereiter der modernen Computer. Er gilt als einer der ersten großen Informatiker. Diese damals neue Wissenschaft wurde maßgeblich von ihm geprägt. Außerdem ist er berühmt dafür, dass er im Zweiten Weltkrieg die Enigma entschlüsselte – eine Maschine, die von den Nazis zur Verschlüsselung ihres Nachrichtenverkehrs verwendet wurde. Sein Leben verlief sehr tragisch und ist ein schreckliches Beispiel dafür, wie ungerecht die Menschen zueinander sein können.

Steckbrief Alan Turing

  • Hat gelebt von: 23. Juni 1912 bis 7. Juni 1954 (41 Jahre)
  • Nationalität: britisch
  • Beruf: Mathematiker, Informatiker
  • Berühmt für: Entschlüsselung der Enigma, Turing-Test, Turingmaschine
  • Hat nicht so gut geklappt: Turing starb einen frühen Tod im Alter von nur 41 Jahren. Er wurde vermutlich vom britischen System in den Tod getrieben, das ihn wegen seiner Homosexualität zu einer chemischen Kastration zwang. Seine extrem wichtigen Leistungen im Zusammenhang mit der Enigma verschafften ihm zu Lebzeiten keinen Ruhm, denn die Akten waren bis in die 1970er-Jahre streng geheim.
  • Spezialfähigkeiten: Kryptographie, Logik
  • Trivia: Nachdem das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union ausgetreten ist, musste Ersatz für das Erasmus-Programm her, das Studierenden einen Aufenthalt im Ausland ermöglicht. Dieses wurde nach Alan Turing benannt, nämlich Turing Scheme
  • Auch bekannt als: Alan Mathison Turing

Biografie: Alan Turings Leben

Alan Turing kam am 23. Juni 1912 in London im Verinigten Königreich zur Welt. Er hatte einen älteren Bruder namens John. Teile seiner Kindheit verbrachten die beiden Brüder in einer Pflegefamilie. Der Grund dafür war die Tätigkeit seines Vaters als Beamter im britisch kolonisierten Indien.

Obwohl ihn seine Eltern eher in Richtung der Geisteswissenschaften lenken wollten, waren es die Naturwissenschaften, die Alan Turings Begeisterung auslösten. Schon während seiner Schulzeit fiel er immer wieder durch herausragende Leistungen auf.

Studium und erste Veröffentlichungen

Anfang der 1930er-Jahre studierte Turing am King’s College in Cambridge Mathematik. Im Mai 1936 veröffentlichte er eine wichtige Arbeit im Zusammenhang mit der von ihm erfundenen Turingmaschine. Die Grundlagen, die er damals schuf, sind bis heute ein wichtiger Bestandteil der Informatik.

Ab 1938 hielt sich Turing an der Princeton University im Bundesstaat der USA New Jersey auf. Dort studierte er und machte seinen Doktor. Später kehrte er nach Cambridge zurück.

Einfluss auf den Zweiten Weltkrieg

Im Jahr 1939, nachdem der Krieg mit Deutschland begonnen hatte, bewarb sich Turing erfolgreich bei einer Einheit von Kryptographen. Die Aufgabe des Teams war die Entschlüsselung des deutschen Nachrichtenverkehrs. Dieses Ziel erreichte Alan Turing schließlich auch, was ihn Jahrzehnte später berühmt machte. So spät erst, weil das Projekt bis dahin streng geheim war.

Beziehung zu Joan Clarke

Obwohl Alan Turing schwul war, verlobte er sich 1941 mit Joan Clarke. Joan Clarke war eine Kollegin und Freundin. Später outete er sich ihr gegenüber und sagte ihr, dass er sie nicht heiraten könne. Und das, obwohl sie ihn so gerne hatte, dass sie ihn trotzdem geheiratet hätte.

Pionierarbeit im Bereich Künstliche Intelligenz

Nach dem Zweiten Weltkrieg forschte Alan Turing weiterhin im Bereich Computer. Ab 1948 unterrichtete er an der Universität von Manchester und bekam einen wichtigen Posten im Computing Machine Laboratory, einem Computerlabor. Seine Forschung weitete er auf den Bereich der künstlichen Intelligenz aus. Er wurde einer der Pioniere in diesem Bereich. Zum Beispiel geht der Turing-Test auf ihn zurück.

Die Turingmaschine

Die von Alan Turing 1936 entworfene Turingmaschine ist sozusagen die Vorgängerin aller modernen Computer. Bei der Turingmaschine handelt es sich nicht um eine gegenständliche Maschine, sondern zunächst um ein mathematisches Modell in der theoretischen Informatik (das allerdings auch physikalisch nachgebaut werden kann).

Vereinfacht gesagt, funktioniert eine Turingmaschine wie ein Programm. Sie gibt durch regelbasierte, schrittweise Veränderung von Symbolen andere Symbole aus. Sie kann mithilfe von nur drei grundlegenden Operationen im Grunde jedes mathematische Problem lösen. Bis heute ist die Turingmaschine wesentlicher Bestandteil der theoretischen Informatik und jedes Informatikstudiums.

Unter dem folgenden Link findest du weitere Informationen zur Funktionsweise von Turingmaschinen: www.inf.hs-flensburg.de/lang/theor/turing-maschine.htm

Die Entschlüsselung der Enigma

Kurz, nachdem die deutschen Nazis den Zweiten Weltkrieg begonnen hatten, bewarb sich Alan Turing in Bletchley Park. Bletchley Park ist ein Anwesen rund 70 Kilometer von London entfernt. Dort befand sich während des Zweiten Weltkriegs die militärische Einheit, die mit der Entschlüsselung des deutschen Nachrichten- und Funkverkehrs beschäftigt war.

Turing arbeitete in einem Team aus den führenden Kryptographen dieser Zeit. Ihr Ziel war es, die Enigma zu knacken.

Die Enigma (auch ENIGMA) war eine sogenannte Rotor-Schlüsselmaschine, die von den Nazis im Zweiten Weltkrieg dazu verwendet wurde, geheime Kommunikation zu verschlüsseln.

Alan Turing gelang es, eine Methode zu entwickeln, die von der Enigma verschlüsselten Nachrichten zu entschlüsseln. Dazu baute er eine Maschine, die unter dem Namen Turing-Bombe berühmt wurde.

Die Entschlüsselung der Enigma durch Alan Turing war ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Alliierten gegen Nazi-Deutschland. Spätere Berechnungen ergaben, dass Turings Arbeit den Zweiten Welkrieg um möglicherweise 2 Jahre verkürzt und Millionen von Menschenleben gerettet hat.

Allerdings wurde Alan Turing trotz seiner immens wichtigen Arbeit kein gefeierter Held. Denn das Projekt in Bletchley Park unterlag strengster Gehimhaltung. Erst etwa 30 Jahre später gelangten die Informationen rund um die Arbeit mit der Enigma an die Öffentlichkeit.

Turings Silber

Während seiner Arbeit in Bletchley Park war Turing anfangs besorgt, dass sein finanzieller Besitz aufgrund einer potenziellen Invasion der Deutschen in Großbritannien in Gefahr war. Deshalb kaufte er zwei große Silberbarren. Diese vergrub er auf dem Gelände von Bletchley Park. Die Stelle, an der er sie vergraben hatte, merkte er sich angeblich über einen verschlüsselten Code. Doch als er das Silber später wieder ausgraben wollte, gelang es ihm – so sagt man – nicht mehr, den Code zu entschlüsseln. Außerdem hatte sich die Landschaft in der Gegend der Vergrabungsstelle deutlich verändert. So fand er seinen Beesitz nicht mehr wieder.

Der Turing-Test

Der berühmte Turing-Test ist nach Alan Turing benannt. Bei diesem Test handelt es sich um ein Prüfungsverfahren zur Feststellung, ob ein Gegenüber ein Mensch oder eine Maschine ist. Von Turing bekam der Test ursprünglich den Namen Imitation Game. Das ist auch der Titel eines berühmten Films über Alan Turing. Regisseur war Morten Tyldum. Der Film ist aus dem Jahr 2014.

Größere Bekanntheit und den Namen Tuing-Test erhielt die Methode erst nach der Dartmouth-Konferenz 1956, die als Beginn der Forschung rund um das Thema künstliche Intelligenz angesehen wird.

Beim Turing-Test führt ein menschlicher Teilnehmer einer Befragung von zwei Gesprächspartnern durch. Diese Kommunikation läuft nur über Tastatureingaben und Bildschirmanzeigen ab. Einer der beiden Gesprächspartner ist eine Maschine und der andere ein Mensch. Wenn der Teilnehmer am Ende der Befragung nicht sagen kann, welcher Gesprächspartner die Maschine und welcher der Mensch ist, gilt der Turing-Test für die Maschine als bestanden.

Alan Turings Tod

Anfang des Jahres 1952 wurde Alan Turing von einem Liebhaber über’s Ohr gehauen. Ein Bekannter dieses Liebhabers brach in sein Haus ein, was Turing schließlich zur Anzeige brachte. Doch das Unglück wendete sich weiter gegen ihn, denn im Rahmen der Ermittlungen musste er der Polizei seine Homosexualität gestehen. Das war ein Problem, denn das war zu dieser Zeit absurderweise illegal.

Und so wurde Turing am 31. März 1952 verurteilt. Er durfte wählen zwischen Gefängnis und Hormonbehandlung, also chemischer Kastration. Er entschied sich für Letzteres. Die Veränderungen seine Körpers waren für Turing fürchterlich und er wurde während der Behandlung schwer depressiv. Am 8. Juni 1954 wurde er in seinem Haus tot aufgefunden, offensichtlich hatte er sich selbst vergiftet.

Ehrenrettung

Nachdem eine Online-Petition mit Tausenden von Unterschriften bei der britischen Regierung eingegangen war, entschuldigte sich der damalige Premierminister Gordon Brown öfffentlich bei Alan Turing und würdigte dessen herausragende Leistungen posthum.

Es tut uns leid, Sie hätten so viel Besseres verdient

Gordon Brown

Die Petition wurde zum Beispiel von wichtigen Wissenschaftlern, Schriftstellern und Aktivisten unterstützt. Mehr dazu kannst du bei der taz unter dem folgenden Link lesen: taz.de/Nach-Onlinepetition/!5156179/

Auch der ehemalige Leiter eines britischen Geheimdienstes entschuldigte sich später bei Alan Turing – stellvertretend für viele Tausend weitere Homosexueller, die Opfer der gesetzlichen Schikanen geworden waren. In England war Homosexualität bis 1967 strafbar (ähnlich wie in Deutschland), in anderen Teilen des Vereinigten Königreichs sogar bis in die 1980er-Jahre.

Ende 2013 wurde Alan Turing auch von der Königin Elizabeth II. offiziell begnadigt. Dies markierte den Beginn von weiteren Begnadigungen im Zusammenhang mit den Homosexuellen-Gesetzen.

Lebenslauf und Überblick

23. Juni 1912

Geburt

Alan Turing wird in London geboren.

1931

Studium der Mathematik

Turing studiert am King’s College in Cambridge Mathematik.

28. Mai 1936

Turingmaschine

Turing veröffentlicht ein bahnbrechendes Werk und erfindet damit die Turingmaschine. Dabei handelt es sich um eine wegweisende Errungenschaft der späteren Computer-Technologie.

Juni 1938

Doktortitel

Während eines Aufenthalts in Princeton erhält Alan Turing seinen Doktortitel im Fachbereich Mathematik.

4. September 1939

Arbeit in Bletchley Park

Im September 1939, kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, nimmt Turing seine Arbeit in Bletchley Park auf. Es gelingt ihm dort später, die Verschlüsselungsmechanismen der Nazis zu entschlüsseln, was den Kriegsverlauf maßgeblich beeinflusst.

1948

Arbeit in Manchester

Turing arbeitet an der Universität von Manchester. Er lehrt Mathematik und hat eine Leitungsfunktion im Computerlabor.

31. März 1952

Verurteilung

Wegen seiner Homosexualität wird Alan Turing verurteilt. Er hat die Wahl zwischen Gefängnis und chemischer Kastration. Er entscheidet sich für die chemische Kastration. Als Folge des Urteils darf er zum Beispiel die USA nicht mehr besuchen und wird impotent. Außerdem verliert er seine Sicherheitsfreigabe und darf an bestimmten kryptografischen Aufgaben nicht mehr mitarbeiten. Er wird schwer depressiv.

8. Juni 1954

Tod

Am 8. Juni 1954 wird Alan Turing tot in seinem Haus in Wilmslow aufgefunden. Vermutlich ist er infolge einer selbst zugefügten Cyanidvergiftung gestorben.

Bücher über Alan Turin

Der Neffe Alan Turins, Dermot Turing, hat eine Biografie über seinen berühmten Onkel geschrieben, die es allerdings nicht auf deutsch gibt. Das Buch hat den Titel Alan Turing – The Life of a Genius.

Im fiktiven Roman Cryptonomicon von Neil Stephenson aus dem Jahr 1999 kommt Turing vor. Ein Thema des Buches ist die Entschlüsselung der Enigma.

Filme über Alan Turing

Der wohl bekannteste Film, den es über Alan Turing gibt, ist der Spielfilm The Imitation Game aus dem Jahr 2014. Regie führte Morten Tyldum, das Drehbuch schrieb Graham Moore. Alan Turing selbst wird vom britischen Schauspieler Benedict Cumberbatch gespielt. Für einen Einstieg in die Welt von Alan Turing ist der Film ganz gut geeignet. Allerdings stellt er einige Sachverhalte ziemlich falsch dar.

Zum Beispiel wird Alan Turing als recht unsozialer Zeitgenosse dargestellt, was wohl nicht der Wahrheit entspricht. Denn er war eher gesellig und beliebt. Auch werden einige historische politische Zusammenhänge falsch dargestellt. Insgesamt kommt Alan Turing im Film vermutlich deutlich schlechter weg, als er in Wirklichkeit war. Um die Ungerechtigkeit nachzuvollziehen, die ihm angetan wurde, ist der Film aber durchaus geeignet.

Orte mit Bezug zu Alan Turing

Seit dem Jahr 2007 gibt es an der Universität von Manchester im Vereinigten Königreich ein Gebäude mit der Bezeichnung Alan Turing Building. In dem Gebäude befinden sich zum Beispiel die Fachbereiche Mathematik und Astrophysik.

Es gibt verschiedene Statuen von Alan Turing. Zum Beispiel im Sackville Park in Manchester, an der Universität von Surrey und seit 2007 auch in Bletchley Park, wo sich heute übrigens das Nationale Computer-Museum von Großbritannien befindet.

Der Asteroid 10204 ist nach Alan Turing benannt worden.

Häufig gestellte Fragen zu Alan Turing

Wann hat Alan Turing gelebt?

Alan Turing hat vom 23. Juni 1912 bis zum 7. Juni 1954 gelebt.

Hatte Alan Turing eine Frau?

Nein, er war nicht verheiratet.

Wie ist Alan Turing gestorben?

Er hat sich das Leben genommen, indem er sich selbst mit Cyanid vergiftet hat.

Was erfand Alan Turing?

Er erfand unter anderem die Turingmaschine, die Turing-Bombe und den Turing-Test.

Wo studierte Alan Turing?

Er studierte am King’s College in Cambridge und an der Princeton University in den USA.

Hat Alan Turing Kinder?

Nein, er hat keine Kinder.

Wo befindet sich Alan Turings Grab?

Seine Asche wurde im Garten des Krematoriums von Woking, einer Stadt in England, verstreut.

Zeitgenossen

Zeitgenossen von Alan Turing waren unter anderem die folgenden berühmten Personen: